Alles im Leben hat zwei Seiten, so auch Ausnahmezeiten. Die Menschheit hat schon viele Krisen erlebt: Finanzkrisen, Pandemien, Kriege und vieles mehr. Auch so viele angekündigte Weltuntergänge haben wir überlebt. Ist das Leben deshalb ein schlechteres geworden? Meiner Meinung nach nicht. Der Mensch entwickelt sich leider oft nur in herausfordernden Zeiten weiter. Wenn es ihm gut geht, sieht er keinen Grund sich zu verändern oder zu entwickeln. Und: Jede Krise – auch Schicksalsschläge und Krankheiten im Privatleben – lässt uns wachsen. Hiervon könnte ich alleine ein Buch schreiben, das wenige kalt lassen würde.
Das Wichtigste ist aber: Jede Krise birgt auch Chancen. Wir müssen nur Augen und Ohren offenhalten. Mir ist bewusst, dass diese Zeit für einige Menschen einfach nur „Überleben“ bedeutet. Eine große Chance ist es in meinen Augen, nichts als selbstverständlich zu nehmen. Treffen mit den Eltern oder Freunden bekommen eine ganz neue Bedeutung. Die Freiheit zu haben, hinzugehen, wohin man möchte – um nur ein paar Dinge zu nennen. Hätte die Strategie der letzten Jahre „größer, schöner, besser“ uns wirklich glücklich oder zu besseren Menschen gemacht? Es konnte nie genug sein, zumindest nicht an materiellen Dingen. Luxus, wohin das Auge reicht –
untermalt mit Postings in diversen Social Media Kanälen. Und dann der Zwang: ich muss auch, sonst… Der Hamster läuft.
Durch Corona gab es eine Auszeit für die meisten von uns. Wir zogen uns zuhause zurück und hasteten nicht von einem Termin zum anderen. Natürlich schlug dann bei vielen Müttern der Home-Office-Wahnsinn mit Kindern zu. Und schön langsam kommen wir im Alltag wieder an, wenn auch mit Schutzmasken, Desinfektionsmitteln und Schutzvisieren.
Lassen Sie uns innehalten und einmal nachdenken: Musste der Lauf der Dinge nicht einmal gestoppt werden, damit wir wieder zu ursprünglichen Dingen zurückzufinden konnten? Steckt nicht eine unheimlich starke Kraft darin, einzelne Momente wieder wahrzunehmen und genießen zu können? Kann „ich muss“ nicht vielleicht zu „ich will“ werden? Müssen manche Dinge nicht zuerst kleiner werden, um wieder wachsen und sich neu entfalten zu können?
Corona birgt auch neue Chancen und Wege. Wer hätte gedacht, dass auf einmal Finanzberatungen online erfolgen, dass Abschlüsse und Änderungen von Verträgen nicht persönlich erfolgen müssen? Essen wird nach Hause geliefert oder abgeholt. Es wird neue Berufsbilder und Dienstleistungen geben.
Vielleicht klingen meine Gedanken für Sie auch ziemlich kryptisch. Doch wir werden das schaffen – und es wird eine Welt nach der Krise geben. Wenn Sie mich fragen, eine andere, aber eine bessere, weil wir alle gelernt haben und das hoffentlich nachhaltig.